Donnerstag, 7. März 2013

Pressemitteilung Verein Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer


Drei Jahre nach öffentlich werden der Missstände im Internat des Klosters Ettal wird heute entsprechend des Planes, der am 17. Februar 2011 von Prof Jentsch bekanntgegeben wurde, die vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung München (ipp) durchgeführte Studie „Sexueller Missbrauch, psychische und körperliche Gewalt im Internat der Benediktinerabtei Ettal, Individuelle Folgen und organisatorisch strukturelle Hintergründe“ vorgestellt und veröffentlicht. 

Ettal geht einen mutigen und konsequenten Weg in der Aufarbeitung 

Das Kloster Ettal geht damit einen mutigen und konsequenten Weg die Vergangenheit in Zusammenarbeit mit uns, den Betroffenen, aufzuarbeiten. 

Bei der Konzeption der Studie, die auf Initiative des Vereins Ettaler Misshandlungs- und Missbrauchsopfer durchgeführt wurde, war es uns wichtig, dass verstanden wird, wie es sukzessive zu den Zuständen kommen konnte, die von Ruf und Selbstverständnis weit entfernt waren. Dieses Ziel erreicht die Studie des ipp: 

Mönche ohne pädagogische Ausbildung mussten meist über 40 Kinder betreuen, hatten keine Anleitung, keine kollegiale Reflexion der Erziehungsarbeit, sondern oftmals gewalttätige Vorbilder. Der Gruppendynamik der Kinder boten sie nicht Einhalt, sondern verstärkten diese noch. Eltern gaben ihre Kinder ins Internat, sowohl beeindruckt von der Klosteranlage als auch in blindem Vertrauen auf Kloster und Kirche. Von Seiten der Internatskinder wurde – unbewusst – ein Verhalten entwickelt, die Erwartungen der Eltern nicht zu enttäuschen. 

Der Verein wird die Umsetzung von Verbesserungen in Ettal kritisch begleiten. 

Den Dialog mit den heutigen Erziehern, den wir im vergangenen Jahr begonnenen haben, werden wir fortsetzen. Ein Schwerpunkt wird die Rolle und die Vorgehensweisen der Erzieher in der Phase der Reifung der Sexualität und deren Integration in die Persönlichkeit darstellen. Ebenso werden wir darauf hinwirken, dass es ein ausformuliertes Erziehungskonzept vorliegt und dieses überprüfen. Die Kinder, die das Internat Ettal besuchen, sind nach wie vor nur in den Ferien bei ihren Eltern, sodass den Erziehern eine besondere Verantwortung übertragen wird. 

Heutige Ganztagesbetreuung muss die Entwicklung von Kindern lenken und nicht nur funktionierende Tagesabläufe sicherstellen. Die Aktualität der Studie zeigt sich darin, dass zunehmend Ganztagsbetreuung von Kindern eingeführt und gefordert wird und vielerorts keine klaren pädagogischen Konzepte vorliegen und teilweise nicht qualifiziertes Personal zum Einsatz kommt. Dies ist oftmals dort der Fall, wo aufgrund fehlenden Angebots qualifizierter Einrichtungen die Eltern auf improvisierte Lösungen angewiesen sind, um Familie und Beruf vereinbaren zu können. 

Im Quervergleich kommt die Aufarbeitung in Ettal gut voran 

Die Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs seit 2010 kommt an vielen Orten nur langsam voran. Auch der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Hr. Rörig, spricht aktuell über große Versäumnisse gegenüber den Betroffenen. 

Dies liegt aus unserer Sicht daran, dass im Rahmen der Aufarbeitung notwendige Fragen und Bedürfnisse nicht konsequent beantwortet werden: 

1. Was ist wann durch welche Täter geschehen? 

2. Erkennt die Organisation der Täter die Geschehnisse an? 

3. Wie werden die Opfer entschädigt bzw. erhalten Zeichen tätiger Reue und Hilfen? 

4. Sind die Ursachen, die zu den Missständen führen, durch die Organisation erkannt und akzeptiert, sodass sie für die Zukunft eliminiert werden können? 

5. Bleibt das Geschehene unvergessen ? 


Die Studie ist ein wichtiger Schritt zum vierten Punkt. 

Dennoch, für viele gilt: Der Verlust der Kindheit wird nicht geheilt. Die Taten nicht ungeschehen gemacht. Die Folgen für den Betroffenen und die Familien bestehen weiterhin. 

Es muss seitens des Klosters mehr an die ehemaligen Schüler kommuniziert werden, was sich in der Ettaler Aufarbeitung und zu Prävention getan hat. 

Robert Köhler Donnerstag 7. März 2013