Mittwoch, 19. August 2020

Bistum Trier: Contergan-Tests an kranken Kindern in Wittlicher Kinderheim - Trierer Weihbischof Gebert: "Man (!) hat von nichts gewusst."

Laut einem Bericht des ARD-Magazins "Report Mainz" wurde in der Caritas-Lungenheilanstalt "Maria Grünewald" in Wittlich  der Einfluss von Contergan an mehr als 300 tuberkulosekranken Kindern getestet. Den zwei bis vierzehn Jahre alten Kindern wurden teilweise gezielt Überdosen verabreicht. 

Träger des Heims war der Caritasverband für die Diözese Trier e.V.. Ihr heutiger Vorsitzender: Weihbischof Franz Josef Gebert. Die Caritas Trägergesellschaft  ist ein soziales Dienstleistungsunternehmen der römisch-katholischen Kirche.




Der Trierer Weihbischof Franz Josef Gebert, der zugleich Vorsitzender des Caritasverbandes für das Bistum Trier ist, sagte dem ARD-Magazin:  "Man (!)  habe nichts von den Versuchen gewusst und sei erschüttert. Die Geschehnisse wolle man aufklären. Soweit wir das tun können, bedauern wir das sehr und entschuldigen uns für Fehler, die unter dem Namen der Caritas passiert sind", so Gebert. Es sei beschämend, wenn wehrlose Kinder zu Objekten von Experimenten würden: "Das ist ja Körperverletzung."

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach bezeichnete die Medikamentenstudien mit Contergan als "Menschenversuche". Die Publikation aus der Heilstätte "Maria Grünewald" sei ein bestürzendes Zeitdokument: "Die Studie hätte so niemals durchgeführt und publiziert werden dürfen. Man ist quasi volles Risiko gegangen, wie man es sonst nur in Tierversuchen wagen kann." Solch eine grobe Gefährdung von Kindern hätte für die Ärzte heute wahrscheinlich Haftstrafen zur Konsequenz, so Lauterbach weiter. Alle beteiligten Ärzte hätten eine sehr hohe Schuld auf sich genommen.

Grünenthal hatte das seit 1957 erhältliche Schlafmittel Contergan 1961 wegen schwerer Nebenwirkungen vom Markt genommen. Weltweit hatte es zuvor Totgeburten und bei etwa 5.000 bis 10.000 Kindern Missbildungen wie fehlende oder verkürzte Arme und Beine gegeben, nachdem Mütter während der Schwangerschaft das Mittel eingenommen hatten.


Quellen: report Mainz;  Tagesschau.de (Investigativ)SWR