Freitag, 29. November 2019

Bistum Trier: Nach fast zehn Jahren: Aufarbeitung in den den katholischen Bistümern soll "transparent und nach einheitlichen Kriterien" erfolgen

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, und der Trierer Bischof Stephan Ackermann haben sich auf Eckpunkte zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch geeinigt. 

Demnach soll die Aufarbeitung in den katholischen Bistümern unter anderem transparent und nach einheitlichen Kriterien erfolgen.

Ackermann wörtlich: "Ich setze darauf, dass sich alle Erzbischöfe und Bischöfe unserem Konsens anschließen (...) Als katholische Kirche in Deutschland bemühen wir uns seit Jahren um eine Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs. Wir wollen die zukünftigen Aufarbeitungsprozesse nach einheitlichen Rahmenbedingungen gestalten und sind dankbar, dass wir hierbei vom Unabhängigen Beauftragten und den Mitgliedern der bei ihm eingerichteten Arbeitsgruppe unterstützt werden." 

Im nächsten Schritt werden jetzt in einem innerkirchlichen Abstimmungsprozess Rückmeldungen zu den Eckpunkten eingeholt, so Bischof Ackermann und Johannes-Wilhelm Rörig, um dann im Frühjahr 2020 eine abgestimmte Handlungsgrundlage für die Aufarbeitung in den Diözesen zu haben.

domradio.de


Die Rede ist hier von "Aufarbeitung" der Institution Kirche. Bis heute gibt es keine einheitliche Definition darüber, was die Kirche überhaupt unter diesem Begriff versteht. -   Die für die Betroffenen so wichtige Aufklärung (!), die über Jahre hinweg versprochen wurde, scheint nicht einmal mehr der Rede wert zu sein. Offensichtlich müssen hier weiter die Medien dafür sorgen.  / ca

Samstag, 23. November 2019

Bistum Trier: 45 Jahre Rückblick: "Die größte Schweinerei hat der Bischof gemacht, wenn er gewußt hat, daß der Pastor so'n Kerl war."

An Heiligabend 1973 berichtete der "SPIEGEL" über einen bereits vorbestraften und einschlägig bekannten Priester, den das Bistum Trier ohne Bedenken einstellte. In Trier-Ehlenz. Dort verging er sich über zehn Jahre hinweg weiter an Kindern und Jugendlichen. Die Eltern schwiegen; das bischöfliche Ordinariat, das informiert sein mußte, blieb untätig .

Wenn auch Bischof Bernhard Steins Personalchef Hermann-Josef Leininger "bei den Recherchen vor Priester Engelhardts Einstellung etwas Nachteiliges nicht erfahren" haben will - aktenkundig waren zumindest ähnliche Vergehen Engelhardts aus dem Jahre 1957.

Staatsanwalt Wilbert Ringel wies dem Geistlichen, der seine Kontakte meist als "göttliche Handlung" gepriesen hatte, mehr als hundert strafbare Fälle nach: Unzucht mit 19 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen neun und 21 Jahren. Das Gericht verurteilte den schon einschlägig vorbestraften Erzieher zu sieben Jahren Freiheitsentzug.

Und in der Gerichtsverhandlung blieben auch die kirchlichen Behörden von Trier nicht vom Vorwurf der Mitschuld verschont. "Selbst der Bischof", so der Anwalt,  habe "von der Veranlagung" seines Mandanten "gewußt und ihn trotzdem eingestellt".

Die Katholiken des Eifeldorfes bezeichnete Priester Engelhardt übrigens vor Gericht als "rückständig und dumm" und der Katholik Johann Göbel, Landwirt in Ehlenz" sagt: "Die größte Schweinerei hat der Bischof gemacht, wenn er gewußt hat. daß der Pastor so'n Kerl war."

den kompletten Artikel auf spiegel.de lesen




An alle derzeitigen und früheren Bischöfe,  


an alle derzeitigen und früheren Personalverantwortliche, 

die ihr heute noch behauptet, ihr hättet von nichts gewusst und keinerlei Kenntnisse gehabt.

Die ihr heute noch so tut, als seien Einstellungen und Versetzungen von Priestern, die bereits wegen "Unzucht mit Minderjährigen" resp. sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen Einzelfälle gewesen. 

Die ihr heute noch wagt zu behaupten, die "Fälle" hätten sich lange in der Vergangenheit abgespielt.

Die ihr behauptet, es hätte keine Hinweise gegeben.  

Die ihr behauptet, die Verantwortlichen seien nicht mehr ausfindig zu machen und dabei nur in den Spiegel zu schauen braucht.

Die ihr die  Verantwortung weder in der Vergangenheit übernahmt noch in der Gegenwart übernehmt.

Die ihr über Jahrzehnte hinweg vertuscht habt und weiter vertuscht. 

Die ihr Reue geheuchelt habt und weiter heucheln.

Die ihr geleugnet habt und bis heute verleugnet. 

Die ihren Gott verraten haben und weiter verraten.

Ihr, die ihr angebt, "bestürzt" und "empört" zu sein, obwohl euch die Dokumente vorlagen. 

An diejenigen, die - damals wie heute - erst dann Fehler einräumten und einräumen, als die Medien über euer Versagen berichteten und berichten:   Über das, was geschah und immer noch geschieht. 

An diejenigen Bischöfe, Generalvikare und Personalverantwortliche, die ihr weder damals noch heute erkannt haben, welche unauslöschlichen und lebenslangen Folgen der sexuelle Missbrauch hatte, den genau diejenigen Bischöfe und Personalverantwortliche hätten verhindern hätten können und müssen.  Die, die man euch Verantwortung übertrug: nicht nur für euch selbst und eure Priester, sondern auch für uns Kinder, deren wir von genau diesen Priestern missbraucht wurden, die ihr in unsere Pfarreien versetzt habt und von denen ihr wusstet, was sie taten. 

An all diejenigen, die "im Namen ihres Herrn"  Entscheidungen trafen und treffen, deren Konsequenzen  für uns Betroffene unabsehbar waren und weiterhin bleiben werden.

An all diejenigen, die um dieses jahrzehntelange System wussten und es mittrugen und weiterhin mittragen und die durch ihr Schweigen weiterhin dieses abscheuliche und satanische System unterstützen und die Taten eurer Mitbrüder duldeten und dulden.

An all diejenigen, die - damals wie heute - nicht erkennen, in welches Elend, welches Leid und welche Not ihr uns Betroffene, aber auch unsere Familien durch eure Vorgehensweise gestürzt haben und weiterhin stürzen. 

Ihr, die ihr verspracht, Opfer und deren Angehörige zu unterstützen.

Ihr, die ihr vorgabt, aufklären zu wollen.


An all diejenigen, denen der Mut fehlt, uns gegenüber zu treten, uns in die Augen schauen und uns um Vergebung zu bitten, für das, was sie uns antaten und tun.

An all diejenigen, die angaben und angeben, unser Leid anhören zu wollen. 

Ihr seid übrigens dieselben,  denen es  bis heute nicht gelingt, unser Leid zu erkennen.

Ihr seid die, die das Unerträgliche nicht ertragen könnt:   Das Unerträgliche, was auf unseren Schultern lastet, seitdem wir Kinder sind. - Seitdem man uns vertrauensvoll in eure Hände gab.

Ihr, derer es so viele von euch gab und gibt.

Ja, genau ihr seid verantwortlich. - Für das, was geschah und für das, was ihr unterlassen habt, zu tun.
Claudia Adams

Dienstag, 19. November 2019

Bistum Trier: Keine Einigung für Entschädigung von Missbrauchsopfern

Die deutschen katholischen Bischöfe haben sich nicht auf ein neues Verfahren für die Entschädigung von Missbrauchsopfern einigen können. Das wurde am Rande der Sitzung des Ständigen Rates der deutschen Bischofskonferenz bekannt an der auch der Trierer Bischof Ackermann teilgenommen hat. Nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz sollen weitere Schritte Ende Januar vorgelegt werden. Eine Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz hatte bislang zwei Modelle vorgeschlagen bei denen Missbrauchsopfer zwischen 40.0000 und 400.000 Euro erhalten könnten. Geschätzte Mehrkosten für die deutschen Bistümer: eine Milliarde Euro. Der Trierer Bischof Ackermann hatte vor einer Woche vorgeschlagen, dass man dafür auch Mittel aus dem Kirchensteueraufkommen verwenden könne. Bislang waren im Bistum Trier rund 450.000 Euro an mehr als 90 Missbrauchsopfer gezahlt worden.

Quelle: swr.de


Donnerstag, 14. November 2019

Bistum Trier: "Opfer zweiter Klasse": Bischof Ackermann erkennt Leid ab

Zeichnung des Opfers, welches einen Teil der Tathergänge veranschaulicht.

Eine Kommission bei der "Zentralen Koordinierungsstelle" in Bonn sichtet
und berät über den Antrag der Anerkennung. Anschließend teilt sie ihre Empfehlung dem zuständigen Bischof mit, der die Empfehlung annehmen oder ablehnen kann.
Letztendlich entscheidet also der Bischof  nach eigenem Ermessen darüber, 
ob er das Leid anerkennt oder ablehnt. 


Ein ganz ganz bitterer Beigeschmack bei den Aussagen als auch bei der Vorgehensweise des Missbrauchsbeauftragten, Bischof Ackermann,  kommt in diesen Tagen hoch, wenn man bedenkt, dass der Freiburger Bischof Burger als erste deutscher Bischof plant, ab kommenden Januar regelmäßige monatliche Hilfeleistungen bis zu einer Höhe von 800,00 Euro an Betroffene zu zahlen,  die wegen Missbrauchs bedürftig wurden und nicht mehr für ihren eigenen Lebensunterhalt aufkommen können.

Zudem hat Erzbischof Stephan Burger eine einheitliche Regelung gefordert - und dies offensichtlich aus gutem Grund:  "Wir brauchen allgemeingültige Kriterien als Richtschnur, denn es kann nicht sein, dass die Höhe der Hilfszahlungen im Gutdünken einiger weniger Personen liegt oder von der finanzielle Lage des einzelnen Bistums abhängt", sagte Burger.

Genau das, vor dem Bischof Burger warnte und was der Freiburger Bischof unbedingt vermeiden wollte, ist im Bistum Trier eingetreten: 

Ein Opfer aus dem Bistum Trier, welches aufgrund der Folgen des an ihm begangenen schweren Missbrauchs in der jüngsten Kindheit innerhalb der letzten Jahre in die Bedürftigkeit geraten ist und nicht mehr für seinen eigenen Lebensunterhalt aufkommen kann, wendet sich hilfesuchend an das Bistum Trier. Gestern erhielt das Opfer vom Bistum Trier einen ablehnenden Bescheid. 

Das Bistum Trier gesteht dem Opfer noch nicht einmal als Übergangslösung einen Betrag in Höhe von monatlich 200,00-450,00 Euro zu, obwohl das Opfer bereits 2011 als Härtefall eingestuft wurde.  Begründung: An den Tathergängen habe sich ja nichts wesentliches verändert. Nein, eine Freiheitsberaubung hier, ein Würgen mit beiden Händen da, scheint ja auch nichts wesentliches zu sein, geschweige denn, Folgen im weiteren Leben nach sich ziehen zu können.  Die an dem Kindergartenkind mehrfach durchgeführten Vergewaltigungen durch den katholischen Priester scheinen das Wesentliche gewesen zu sein - und dabei soll es auch bitte bleiben. Denn genau danach scheint sich auch die Höhe der "Anerkennung des Leids" zu richten. 

Auf schwerwiegende Traumafolgeschäden hinzuweisen und zu erläutern, welche Auswirkungen diese auf den Alltag haben und beschreiben, zu welchen Dingen das Opfer überhaupt noch fähig ist, scheint  in keinster Weise mit in die Entscheidung einzufließen.  Es wird sich lediglich auf die Tathergänge konzentriert.  Die Folgen werden von Bischof Ackermann außer Acht gelassen. Was soll sich zwischen 2011 und 2019 schließlich auch an den Folgen geändert haben?! -  Klartext: Wir reden über schwerwiegende Folgen, welche im Jahr 2011 noch gar nicht abzusehen waren. Wir reden über Diagnosen, Symptome und Auswirkungen,  die auf den frühkindlichen Missbrauch zurückzuführen sind und die vom Bistum Trier, respektive Bischof Ackermann, bis heute nicht anerkannt werden bzw. ignoriert werden - während das Opfer um das tägliche Überleben kämpft. Nicht nur psychisch, sondern auch finanziell.  

Hier also überhaupt von einer "Anerkennung des Leids" zu sprechen, welches sich nicht auf die Taten von damals bezieht,  sondern welches das Leben nach dem Missbrauch beinhaltet, in welchem das Leid noch größer wurde,  ist an Heuchelei und Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. "Das Leid", welches viele Betroffene tagtäglich  über- und durchleben müssen, kann nicht anerkannt werden, so lange es nicht gesehen und erkannt wird. Bischof Ackermann ist dies offensichtlich bis heute nicht gelungen. - Auch nach fast zehn Jahren nicht. 

Paradox erscheint in diesem Zusammenhang auch,  dass Bischof Ackermann, ausgerechnet in seiner Funktion als Bischof und als Missbrauchsbeauftragter,  mit Aussagen vorprescht, die weiter von der Realität nicht entfernt sein könnten. Wie abstrus muss es sich für das Opfer anhören, dass Ackermann öffentlich über eine Finanzierung von sechsstelligen Beträgen bis hin zu einer zehnstelligen Summe fabuliert, und gleichzeitig dem hilfsbedürftigen Opfer, welches das Bistum um eine recht geringe monatliche finanzielle Überbrückung bat, das Leid aberkennt? 

Was übrigens Ackermanns versprochene "Aufklärung" in diesem Fall betrifft: Das Bistum gibt an, in den vergangenen Jahren lediglich herausgefunden zu haben, dass es "Hinweis auf weiteren Missbrauch durch diesen Priester" gab.  Mit Antworten auf detaillierte Nachfragen hält sich das Bistum Trier zurück. Auch auf die Frage, warum in der Täterakte ab dem Tatzeitpunkt sieben Seiten fehlen, erhielt das Opfer nur eine ausweichende Antwort.   In diesem Fall ist sowohl die versprochene "Aufklärung" gescheitert als auch die "Anerkennung des Leids". Der damalige Pfarrer, dem sich das Opfer bereits 2003 anvertraute, informierte bereits  damals - entgegen den Leitlinien - das Bistum Trier nicht darüber. Und der aktuelle Pfarrer lehnt sowohl eine persönliche als auch eine öffentliche Kommunikation über das Geschehen ab. 

Vielleicht ergibt es aus heutiger Sicht dann auch einen Sinn, warum ausgerechnet Bischof Ackermann sich seinerzeit für eine Dezentralisierung der Bistümer in der Entschädigungsfrage aussprach: Schließlich kann Ackermann dadurch einen großen Spielraum in seinem eigenen Bistum schaffen. -  Es ist Ackermann ebenso zuzutrauen, dass es ihm gelingen könnte, sich komplett aus der Verantwortung zu ziehen. Es wäre schließlich nicht das erste Mal der Fall.  Worte und Taten lagen bei Ackermann bisher sowohl oft genug als auch weit genug auseinander, als dass man ihm noch Vertrauen schenken könnte. 

Wenn  Ackermann zudem noch behauptet "Wir kriegen auf jeden Fall wieder Prügel – egal was wir entscheiden, frage ich mich, mit welcher Motivation er sich überhaupt noch in die Diskussion auf eine möglichst gerechte Anerkennung des Leids einlassen will und  ob er mit dem verallgemeinertem "wir" nicht  - wie so oft - wieder von sich selbst ablenken möchte. 

Bistum Trier, St. Martin. 2019. "Im Namen des Herrn". 

Claudia Adams


(Groteskerweise wurde der ablehnende Bescheid übrigens ausgerechnet am Feiertag des Heiligen St. Martins verfasst, welcher  der Legende nach an einem kalten Wintertag an einem hungernden und frierenden Bettler vorbei ritt. Der Mann tat ihm so leid, dass Martin mit dem Schwert seinen warmen Mantel teilte und dem Bettler eine Hälfte schenkte....)

Dienstag, 12. November 2019

Bistum Trier: harsche Kritik an Aussagen von Bischof Ackermann hält an


Der Missbrauchsbeauftragte Stephan Ackermann  sieht keine Alternative zur Zahlung von Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer aus der Kirchensteuer. 
"Wir zahlen auch für Andi Scheuers Autobahnen",  so der Bischof.



Ausgerechnet beim Jahrestreffen katholischer Nachwuchsjournalisten stellt Bischof Ackermann bei einer Fragerunde klar: Alle Kirchenmitglieder müssten für die Verfehlungen einzelner Geistlicher aufkommen, ähnlich wie die Steuerzahler für die gescheiterte PKW-Maut. Sprich: Entschädigungsleistungen für Opfer sollen künftig aus Kirchensteuermitteln finanziert werden. Diese Finanzierung sei für Ackermann "alternativlos".  - Für seinen unsäglichen "Maut-Vergleich"(""Wir zahlen auch für Andi Scheuers Autobahnen") bittet Ackermann kurz darauf um Entschuldigung. Doch die Aussage, Kirchensteuermittel für die Entschädigung für Missbrauchsopfer zu verwenden, bleibt bestehen. Auch, nachdem die bischöfliche Pressesprecherin, Judith Rupp, vergeblich versucht, diese Aussage von Bischof Ackermann zu entschärfen, indem sie öffentlich behauptet: "Im Bistum Trier erfolgen die Entschädigungsleistungen ausschließlich aus den Mitteln des Bischöflichen Stuhls. Hier ist auch nicht an eine Änderung gedacht.


Übersicht über Kritiken an der Äußerung von Bischof Ackermann, 
Entschädigungsleistungen aus Kirchensteuermitteln zu finanzieren:

  • Die Expertin Ute-Beatrix Giebel (SWR-Redaktion Kirche und Gesellschaft) bezweifelt, dass die Entschädigung von Missbrauchsopfern aus Steuermitteln rechtskräftig zulässig ist: "  Kanon 222, Paragraf 1 sagt: Die Beiträge der Gläubigen sollen verwendet werden für die Verkündigung des Glaubens, für die Liturgie, für die Werke der Nächstenliebe und eine angemessene Bezahlung, der Mitarbeiter.  Ich kann Entschädigungsleistungen für  Missbrauchsopfer keiner dieser vier Kategorien zuordnen." (ardmediathek.de)
  • Die KirchenVolksBewegung "Wir sind Kirche" fordert die Deutsche Bischofskonferenz auf, die von ihrem Missbrauchsbeauftragen Bischof Dr. Stephan Ackermann geplante Prüfung, ob Missbrauchsentschädigungen künftig auch aus allgemeinen Kirchensteuermitteln gezahlt werden müssen, sofort einzustellen. Es reicht nicht aus, dass Bischof Ackermann sich jetzt nur für seinen Vergleich mit der gescheiterten PKW Maut entschuldigt. (wir-sind-kirche.de)
  • Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, warnt vor Entschädigungen aus Kirchensteuer: "Die Nutzung von Kirchensteuermitteln für Entschädigungsleistungen würde zu einer Welle der Empörung führen, deren Ausmaß kaum abgeschätzt werden kann", warnte Sternberg. (domradio.de)
  • Kommentar von Pater Klaus Mertes: "Ja, die Gläubigen müssten es ertragen, für den Missbrauch in der Kirche in Mithaftung genommen zu werden, sagt Pater Klaus Mertes. Bei den Entschädigungszahlungen höre die Solidargemeinschaft aber auf. Und dafür gebe es Gründe." (katholisch.de)
  • Unmöglich ist das nicht, aber die Außenwirkung wäre verheerend“. "Es sei eine makabere und unerträgliche Vorstellung, wenn plötzlich kirchensteuerzahlende Opfer sexueller Gewalt selbst einen Beitrag für die Entschädigung aufbringen sollten."  Der prominente Münsteraner Kirchenrechtler und Universitätsprofessor Thomas Schüller hält nichts vom Vorstoß des Trierer Bischofs Stephan Ackermann. (volksfreund.de)
  • Offener Brief an Bischöfe zu Enschädigungsleistungen: Die Kirche muss Verantwortung übernehmen: Eine Initiative katholischer Laien hat am 15. November 2019 einen Aufruf veröffentlicht, der sich gegen eine steuerliche Haftung der Laien in der Missbrauchsfrage wendet und von den Bischöfen fordert, dass sie sich zu ihrer eigenen Verantwortung bekennen. Solange Priester und Bischöfe sich für ihr Handeln nicht gegenüber dem Kirchenvolk verantworten müssen, haften die Laien nicht für Verfehlungen der Kirchenleitung. Die Solidarität des Kirchenvolks gilt vielmehr den Opfern, die endlich ein klares Bekenntnis der Kirchenleitung zur eigenen Verantwortung erwarten. Deshalb hat sich eine Initiative katholischer Laien entschlossen, ihre Ablehnung der Überlegungen von Bischof Ackermann in einem Brief an die Bischofskonferenz zum Ausdruck zu bringen. Sie laden ihre katholischen Mitchristen dazu ein, diesen Appell zu unterstützen. (kreuz-und-quer.de)
  • Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich gegen die Verwendung von Kirchensteuermitteln für Entschädigungszahlungen an Missbrauchsopfer ausgesprochen. "Ich bin der Auffassung, dass wir nicht die Kirchensteuer einbeziehen sollten", sagte Schick am Samstag in Bamberg vor der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Dies sei auch gar nicht so einfach, da er als Bischof ohne Zustimmung des Diözesansteuerausschusses nicht über diese Mittel verfügen könne. Die Entschädigungen müssten aus anderen Geldern geleistet werden. (katholisch.de)
  • Die Vizepräsidentin des ZdK, Claudia Lücking-Michel: Der Appell Ackermanns an eine Solidargemeinschaft gehe ins Leere. Die Solidarität der Laien gelte den Opfern und nicht jenen Verantwortlichen und Institutionen, die nun nach Auswegen angesichts finanzieller Forderungen suchten. Es könne nicht sein, dass Laien für Straftaten von Klerikern haftbar gemacht würden, obwohl sie gegenüber der Kirchenleitung praktisch keine politische und rechtliche Handhabe besäßen, um Machtmissbrauch zu verhindern. (faz.net)
  • Auch der Freiburger Erzbischof Burger ist gegen die Verwendung der  Kirchensteuer für Missbrauchsentschädigung:  ​Gläubige können nicht in Mithaftung genommen werden.   Es brauche neue Regeln für Anerkennungszahlungen, sagte Burger am Wochenende in Freiburg. "Aber es steht für mich auch außer Frage, dass die Summen nicht von den Gläubigen selbst durch ihre Kirchensteuern finanziert werden sollten." (domradio.de)

Montag, 11. November 2019

Bistum Trier: Bischof Ackermann bittet nach "Mautvergleich" um Entschuldigung / Stellungnahme der bischöflichen Pressesprecherin löst Verwirrung aus






Stellungnahme der bischöflichen Pressestelle auf der fb-Seite des Bistums Trier (14.30h):

"Im Bistum Trier erfolgen die Entschädigungsleistungen ausschließlich aus den Mitteln des Bischöflichen Stuhls. Hier ist auch nicht an eine Änderung gedacht."

Angesichts der angestrebten Neuregelung - eine unabhängige Expertengruppe hat einen Vorschlag vorgelegt, der jetzt (auch im Hinblick auf die dort genannten Höhen) zu diskutieren ist - sieht es Bischof Ackermann allerdings als notwendig an, auch darüber zu sprechen, ob dazu Kirchensteuermittel genutzt werden können. Unstrittig ist, dass immer zuerst der Täter, sofern er noch lebt, auch finanziell zur Verantwortung gezogen werden muss. Bei verstorbenen Tätern ist dies allerdings nicht mehr möglich.
Dass es eine neue Regelung im Sinne eines opferorientierten und möglichst gerechten Systems für Entschädigungen geben soll, steht für Bischof Ackermann außer Frage."

(Auf Nachfrage teilt das Bistum Trier mit, dass es sich bei diesem Text "um eine Stellungnahme der bischöflichen Pressestelle handelt, in diesem Fall verfasst von Frau Rupp". Weiter heißt es: " Diese Stellungnahme geben wir im Moment auf Anfrage heraus, deshalb finden Sie sie derzeit nur hier bei Facebook." / ca) 





Bistum Trier: Entschädigungszahlungen für Betroffene sollen künftig doch aus Kirchensteuermitteln finanziert werden. Begründung: "Wir zahlen auch für Andi Scheuers Autobahnen"

Missbrauchsbeauftragter Bischof Ackermann vergleicht Opferentschädigung aus Kirchensteuermitteln mit Mautdebakel:  "Wir zahlen auch für Andi Scheuers Autobahnen". 

Bislang hatte das Bistum Trier immer Wert auf die Feststellung gelegt, dass Entschädigungszahlungen nicht aus Kirchensteuermitteln, sondern aus Mitteln des Bischöflichen Stuhls gezahlt würden. Jetzt sieht Bischof Stephan Ackermann plötzlich die Solidargemeinschaft in der Pflicht. - Viele Gläubige reagieren mit Kopfschütteln.

Der Trierer Bischof hatte am Wochenende in Trier gesagt, er sehe keine Alternative zur Zahlung von Entschädigungsleistungen für Missbrauchsopfer aus der Kirchensteuer. Auch wenn es vielen Gläubigen widerstrebe, mit ihren Beiträgen für Verfehlungen einzelner Geistlicher einzustehen, seien die Kirchenmitglieder als Solidargemeinschaft in der Pflicht, sagte der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz beim Jahrestreffen der katholischen Journalistenschule ifp in Trier. Ähnlich müssten die Steuerzahler auch für die gescheiterte PKW-Maut aufkommen: „Wir zahlen auch für Andi Scheuers Autobahnen“, so der Bischof.

In den sozialen Netzwerken entbrannten nach den Äußerungen Ackermanns erregte Diskussionen. Vor allem der Vergleich der Opferentschädigung mit dem Mautdebakel wurde scharf kritisiert. „Mir fehlen die Worte für soviel Unsensibilität“, kommentierte etwa die Trierer CDU-Kommunalpolitikerin Jutta Albrecht.

In der Frage nach der Höhe der Entschädigungsleistungen erwartet der Trierer Bischof nach seinen Angaben noch harte Auseinandersetzungen. Aber dieser Streit müsse sein, und es werde sicher kein für alle Seiten zufriedenstellendes Ergebnis geben können: „Wir kriegen auf jeden Fall wieder Prügel – egal was wir entscheiden.“ Das Ziel müsse „ein opferorientiertes und möglichst gerechtes System“ sein.

zum vollständigen Text auf : volksfreund.de

Sonntag, 3. November 2019

Bistum Trier (Albertinum Gerolstein): Über den nachvollziehbaren Unmut und das Misstrauen der Betroffenen, wenn die Kirche verspricht, aufklären zu wollen

Ein kirchenunabhängiges Projekt soll mutmaßliche Gewalttaten an Schülern in einem mittlerweile geschlossenen katholischen Internat in Gerolstein in der Eifel aufarbeiten. Es gehe um "sexualisierte, physische und psychische Gewalt im Internat Albertinum Gerolstein", sagte die Erziehungswissenschaftlerin Claudia Bundschuh zum Beginn des Projekts am Donnerstag in Trier. 

Mit einer Gesprächsrunde haben Wissenschaftler die Aufarbeitung von Gewalt und sexuellem Missbrauch am Gerolsteiner Internat Albertinum begonnen. Noch bevor die Arbeit wirklich begann, musste das Bistum bei der Auftaktveranstaltung allerdings schon heftige Kritik von ehemaligen Schülern einstecken: "Nein, er brauche kein Mikrofon. Seine Stimme sei laut genug, sagt der Mann. Dann ruft er, brüllt fast, in den Raum: „Werden Sie vom Staat bezahlt oder von unserem Peiniger, dem Bistum?“ „Vom Bistum“, räumt Claudia Bundschuh ein. „Danke, dann bin ich durch damit“, schreit der ehemalige Schüler...„Was soll das bringen?“, fragt ein Besucher in die Runde. Ein anderer klagt: „Ich hatte so lange meine Ruhe. Jetzt wird das alles wieder aufgewühlt.“

2018 hat das Bistum Trier auf Anfrage des Volksfreund eingeräumt, dass Jungen im Albertinum physische, psychische und sexuelle Gewalt erfahren haben. Schutzbedürftige sollen von 1953 bis 1981 geschlagen worden sein, gedemütigt. Und manche auch missbraucht. Wie viele Täter, wie viele Opfer, wie viele Fälle es gab – all das ist noch unklar. Das nun angestoßene Projekt soll aber Licht ins Dunkel bringen.  

Auch die Aussage, dass das Bistum nicht operativ an der Aufarbeitung mitwirke,  kann die Betroffenen nicht vollends überzeugen.

Nach der Vorstellung des Projektes hagelt es weiter Kritik aus den Zuschauerrängen. „Die Aufarbeitung haben wir doch alle längst hinter uns“, sagt ein Gast: „Sonst würden wir gar nicht mehr hier sitzen. Der Herr Ackermann lacht sich tot.“ Ein anderer Besucher gibt ihm Recht: „Der Bischof will sich nur von der Verantwortung freikaufen. So sollen Kirchenaustritte gestoppt werden. Ich bin inzwischen ausgetreten, und ich weiß auch warum. Ich kann das jedem Jugendlichen nur empfehlen.“

Die Bereitschaft der ehemaligen Schüler, sich an der geplanten Gruppenarbeit nach der Veranstaltung zu beteiligen, hielt sich in Grenzen. Den Ermutigungen von Bistumssprecherin Rupp, sich doch bitte zusammenzusetzen, um über die Erwartungen an das Projekt zu sprechen, kam niemand nach. „Was ich mir von dem Projekt wünschen würde?“, ruft ein wütender Betroffener: „Ich will den Schuldigen vor Gericht sehen. Der läuft immer noch frei rum.“ 

Was bisher bekannt ist:
Bislang haben sich acht Personen beim Bistum Trier gemeldet, die im Albertinum Gewalt erfahren haben sollen. Die Wissenschaftlerinnen Bundschuh und Janssen gehen aber von „vielen weiteren Betroffenen aus“. Womöglich gebe es mehr als die vier Täter, gegen die sich die bislang geäußerten Vorwürfe richten. Die ersten mutmaßlich Betroffenen hätten sich 2010 beim Bistum gemeldet. Man habe damals aber den Eindruck gehabt, es handele sich um „Einzelfälle“, sagt Kirchen-Justiziarin Dorothee Bohr. Erst im Jahr 2018 hätten sich die Anhaltspunkte verdichtet, dass es sich beim Albertinum um institutionellen Missbrauch gehandelt habe – so die offizielle Position des Bistums.

Quellenangabe: volksfreund.de / sueddeutsche.de