In einem von zwei Fällen hatten die Gutachter überhaupt keine Bedenken gegen die Weiterbeschäftigung des Täters in der Gemeinde. Weiter Jugendarbeit machen, ins Zeltlager fahren? Kein Problem. Ist der Priestermangel mittlerweile so groß, dass da ein Auge zugedrückt wird? Es wäre entsetzlich. (...)
So hatten die Gutachter in einem von zwei Fällen überhaupt keine Bedenken gegen die Weiterbeschäftigung des Täters in der Gemeinde. Weiter Jugendarbeit machen, ins Zeltlager fahren? Kein Problem. Ist der Priestermangel mittlerweile so groß, dass da ein Auge zugedrückt wird? Es wäre entsetzlich.
Außerdem: Nur drei von vier Bistümern beteiligten sich überhaupt an dieser Studie. Auch ein zweites Forschungsprojekt zeigt, dass es mit dem behaupteten Aufklärungswillen der katholischen Kirche nicht so weit her ist. Es geht um die endlich zu beantwortende Frage: Wie viele Priester haben in den letzten Jahrzehnten sexuelle Gewalt ausgeübt? Wie viele Opfer sind zu verzeichnen? Also: Wie groß ist der Skandal wirklich?
Diese Frage wollen viele lieber nicht beantwortet haben. Das Forschungsprojekt droht zu scheitern, weil einige Bistümer die entsprechenden Akten nicht freigeben wollen - obwohl alles vertraglich mit der Bischofskonferenz vereinbart ist.
Ein Trauerspiel, das allerdings nicht besser wird, wenn man den Blick weg von der Kirche hin zur Politik richtet. Der vor einem Jahr versprochene 100-Millionen-Hilfsfonds für diejenigen, die in ihrer Kindheit Opfer sexuellen Missbrauchs wurden? Nicht in Sicht. Das Gesetz zur Stärkung der Rechte der Opfer? Schmort seit eineinhalb Jahren im Rechtsausschuss des Bundestags. Die versprochene Bilanzsitzung des Runden Tisches Kindesmissbrauch in der nächsten Woche? Aus fadenscheinigen Gründen von der Bundesregierung abgesagt.
Für die Opfer, die den Mut hatten zu sprechen, ist das eine niederschmetternde Erfahrung.