Donnerstag, 13. Juli 2023

Causa "Edmund Dillinger": Beweismittel vernichtet - Schwerer Schlag für die Aufarbeitung - Ehemaliger Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer: "Dann kann ich ich meine Arbeit eigentlich so gut wie einstellen" - Betroffener: "Edmund Dillinger war der Anführer einer Szene, die sich ihre Opfer gegenseitig zugeführt hat"

Die saarländische Polizei hat offenbar Beweismittel aus der Hinterlassenschaft des verstorbenen Priesters Edmund Dillinger fast vollständig verbrannt. 

Der vom Bistum Trier eingesetzte Sonderermittler und ehemalige Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer in erster Reaktion: "Dann kann ich meine Arbeit eigentlich so gut wie einstellen".

Die Berichterstattung über Edmund Dillinger hatte eine bundesweite Vernetzung und Solidarisierung unter Betroffenen ausgelöst. In Gesprächen mit ihnen wird deutlich, dass Edmund Dillinger  möglicherweise doch kein Einzeltäter gewesen sein könnte. „Edmund Dillinger war der Anführer einer Szene, die sich ihre Opfer gegenseitig zugeführt und Fotos gemacht hat. Die haben damit regelrecht geprahlt“, betont ein heute 67-jähriger Mann, der wie andere noch anonym bleiben will. „Wir leiden bis heute alle unter dem, was passiert ist.“ Wie groß diese Täterszene gewesen sei, sei allerdings nur schwer einzuschätzen.

Fest stehe, dass der Kreis um Dillinger, so der Mann in einem Telefonat mit der Redaktion, in mehreren deutschen Bistümern aktiv gewesen sei, darunter dem Bistum Trier.  Dillinger habe sogar nicht davor zurückgeschreckt, anderen Priestern gegen Geld Jugendliche für sexuellen Missbrauch zuzuführen. Die Treffpunkte dafür seien bekannt gewesen. Sogar zu schweren körperlichen Verletzungen eines heute noch lebenden Opfers sei es dabei gekommen. ("rhein-zeitung.de")


Schwerer Schlag für die Aufarbeitung

Wenn es tatsächlich so sei, dass das Material vernichtet worden ist und man nicht mehr darin Einsicht nehmen könne, dann ist das für die Aufarbeitung ein schwerer Schlag, sagte Brauer. "Das wird uns zurückwerfen, das wird gewisse Dinge der Aufklärung unmöglich machen, davon muss man ausgehen", so Brauer.

Der ehemalige Generalstaatsanwaltschaft und Sonderermittler im Fall Dillinger, Jürgen Brauer, sagte dem SWR, er habe Akteneinsicht beim Chef der Staatsanwaltschaft Saarbrücken beantragt. Der habe ihm erst vor wenigen Tagen versichert, das Akteneinsichtsgesuch sei eingegangen. Eine Entscheidung habe es aber noch nicht gegeben. ("tagesschau.de")

Der Saarländische Landtag will sich kommende Woche Freitag ab 8.30 Uhr im Rahmen einer Sondersitzung des Justizausschusses erneut mit dem Fall Dillinger beschäftigen. Angesichts der Tragweite der Vorkommnisse und der jetzt erhobenen Vorwürfe sollen der Innen-, der Bildungs- und der Sozialausschuss hinzugezogen werden. ("sr.de")

Der frühere Generalstaatsanwalt in Koblenz, Jürgen Brauer, sagte KNA, wenn die Angaben des Neffen zur Vernichtung der Dokumente stimmten, „wäre es für die Aufarbeitung des Falls eine Katastrophe. Wir hatten große Hoffnung in das Material gesetzt.“ ("kirche-und-leben.de")