Während im Bistum Trier das Beweismaterial des pädosexuellen katholischen Priesters Edmund Dillinger fast komplett von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken vernichtet wurde - spielt sich in Bolivien ein ähnliches Szenario ab. - Das Tagebuch des pädosexuellen Priesters - in dem u.a. festgehalten ist, dass hochrangige Geistliche von den Verbrechen wussten und darüber schwiegen - schaffte es zwar bis zur Staatsanwaltschaft. Allerdings mit gelöschten Passagen und fehlenden Seiten. Jetzt stellt sich heraus: Das Tagebuch muss zuvor in Rom gewesen sein. Der Jesuiten-Orden betont gleichzeitig, dass es doch ein weiteres Zeichen der Transparenz und des klaren Willens zur Zusammenarbeit mit der Justiz" sei, dass man die (unvollständigen) Kopien übergeben habe (!).
Aufgrund der Berichterstattung in den Medien konnte die bolivianische Staatsanwaltschaft inzwischen Ermittlungen gegen 35 Mitglieder der katholischen Kirche wegen sexuellen Missbrauchs aufnehmen.
Der katholische Priester Alfonso "Pica" Pedrajas verstarb 2009. In seinem geheimen Tagebuch bekennt sich der Jesuit dazu, mindestens 85 Kinder sexuell missbraucht zu haben. Sowohl in lateinamerikanischen Ländern als auch in Europa. Zudem hält er in dem Tagebuch fest, dass hochrangige Geistlichen von seinen Verbrechen wussten und darüber schwiegen.
Im Jahr 2022, also 13 Jahre nach seinem Tod findet sein Neffe dieses Tagebuch. Mit diesen Beweisen wendet sich der Neffe zunächst an die spanische Staatsanwaltschaft, die den Fall jedoch nicht annimmt, weil die Verjährungsfrist bereits abgelaufen ist.
Anschließend wendet sich der Neffe an die Kirche - in dem Fall den Jesuitenorden. Doch der Kontakt bricht schnell ab, da der Neffe den Jesuiten nicht vertraut.
Schließlich bringt der Neffe des Priesters die Beweise zu der Tageszeitung "El País, die größte Tageszeitung Spaniens, die dafür bekannt ist, Betroffenen sexuellen Missbrauchs durch Kleriker eine Stimme zu geben. Erst durch die Veröffentlichung des Berichts in der spanischen Zeitung werden die Ermittlungen angestoßen.
Die bolivianische Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen gegen 35 Mitglieder der katholischen Kirche wegen sexuellem Missbrauchs aufgenommen. Die Strafverfolgung habe bereits 17 Menschen als Opfer identifiziert und 35 mutmaßliche Täter, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Am 20. Juni übergeben die Jesuiten in Bolivien das Tagebuch von Pedrajas der Generalstaatsanwaltschaft des Landes als "ein weiteres Beispiel der Transparenz und des klaren Willens zur Zusammenarbeit mit der Justiz".
Die Staatsanwaltschaft in Bolivien bestätigt auch, eine Kopie des Tagebuchs von der bolivianischen Jesuitenmission erhalten zu haben, doch man sei irritiert: Einige Passagen seien geschwärzt und manche Seiten fehlten ganz. Die Leiterin der Staatsanwaltschaft, Daniela Cáceres: "Bei der Öffnung des versiegelten Umschlags wurde festgestellt wurde, dass das Tagebuch nicht vollständig war, da es Lücken in der Seitenreihenfolge sowie durchgestrichene und gelöschte Passagen aufwies".
Es stellte sich heraus, dass das Tagebuch zuvor in Rom gewesen sein muss.
Am 5. Juli befragte der spanischsprachige Nachrichtenpartner von CNA, den Leiter der Kommunikationskommission der bolivianischen Bischofskonferenz, Andrés Eichmann, der bestätigte, dass die Jesuiten in Bolivien nicht wüssten, wie das Tagebuch von Pedrajas nach Rom gelangt sei. Der Heilige Stuhl schweigt. (Quellen: "n-tv", "hpd.de", "de.catholicnewagency", "katholisches.info")