Freitag, 6. Juni 2014

Bistum Trier: Vorgehensweise von Bischof Ackermann wirft weitere Fragen auf


(Fotoquelle, Pressemeldung Bistum Trier)



"Die ehren- und hauptamtlich Tätigen in der Pfarreiengemeinschaft sind ebenfalls über den Vorwurf informiert worden, sie können bei Bedarf Unterstützungsangebote des Bistums in Anspruch nehmen."

Dies entspricht nicht der Aussage des Dechanten, der mir heute morgen telefonisch mitteilte, wie fassungslos er und seine seine Mitarbeiter vor Ort seien. Laut Aussage des Dechanten sei man bestürzt und in diesen Stunden völlig überrascht von der Tatsache, dass der Pfarrer beurlaubt worden sei. 

Des Weiteren ist auffallend, dass in der Biografie des Priesters zu lesen ist, er sei bereits in bereits in 17 (!) Pfarreien eingesetzt worden - für uns Betroffene "bekannte" Pfarreien. 

Erfahrungsgemäß wird ein Priester nicht umgehend "beurlaubt", wenn Missbrauchsvorwürfe gegen ihn erhoben werden. Im Gegenteil - bis heute sind im Bistum Trier nachweislich Priester weiterhin im Einsatz, die mit Vorwürfen sexuellen Missbrauch konfrontiert wurden. Erst nachdem im Bistum Trier intern eine "Plausibilitätsprüfung" stattfindet und sich der Verdacht erhärtet, sich keinerlei Widersprüche in den Aussagen des Betroffenen ergeben etc. wird ein Priester "mit sofortiger Wirkung beurlaubt".

Es ist also davon auszugehen, dass sich der Verdacht gegenüber diesem Priester erhärtet hat. - Da diese Prüfung aber wiederum Tage, wenn nicht sogar Wochen in Anspruch nimmt, ist davon auszugehen, dass Bischof Ackermann bereits seit längerem über den Vorwurf sexuellen Missbrauchs in Kenntnis gesetzt wurde.

Sollte dies tatsächlich der Fall sein, und der Priester in den letzten Wochen bzw. Monaten im Einsatz gewesen sein, obwohl der Missbrauchsbeauftragte der DBK, Bischof Dr. Stephan Ackermann, über den Vorwurf sexuellen Missbrauchs in Kenntnis gesetzt wurde, und der Priester dabei zum Beispiel Erstkommunionkinder zum Altar geführt hat  etc.,  hat sich seit 2010 nichts verändert. 

- Im Gegenteil: es wiederholt sich.  Der Dechant wurde vorher offensichtlicht nicht informiert, die Pfarreienräte offensichtlich auch nicht. Der mutmaßliche Täter bleibt so lange im Einsatz, bis der Fall publik wird. Erst dann wird gehandelt.  Ehren- und hauptamtlich Tätigen  wird "großzügig" angeboten, man könne bei "Bedarf Unterstützungsangebote des Bistums in Anspruch nehmen".  - Aus Saarbrücken-Burbach, Gerolstein, Köllerbach, etc., nichts gelernt:  Dieselbe Verwirrung unter Haupt- und Ehrenamtlichen - dieselbe Hilflosigkeit. 

Nahezu zynisch klingt es dann noch, dass das Bistum in seiner Pressemeldung darauf hinweist, dass man inzwischen die Staatsanwaltschaft informiert habe. - Nachdem der Fall verjährt sein dürfte.  Ob der Fall auch verjährt wäre, wenn das Bistum sich in "Achtsamkeit" geübt hätte und bisher mögliche Auffälligkeiten in seinen Akten vermerkt und diese Akten auch noch nicht vernichtet hätte, bleibt anzuzweifeln.

Ebenso offen werden vermutlich folgende Fragen bleiben:
  • Wann erhielt Bischof Ackermann  Kenntnis von den Vowürfen? 
  • Welcher Zeitraum verging, nachdem das Bistum erstmals informiert wurde bis der Priester beurlaubt wurde?
  • Warum wurde dieser Priester beurlaubt, während andere Priester trotz Vorwürfe weiterhin im Einsatz sind?
  • Zu welchem Zeitpunkt und in welcher Form wurden Haupt- und Ehrenamtliche der betroffenen Gemeinde informiert?
  • Warum wurde der Priester so häufig versetzt?
  • Was unternimmt das Bistum, um herauszufinden, ob der Priester bereits in einem/mehreren seiner bisherigen Einsatzorte auffällig war?

Claudia Adams