Mittwoch, 8. Januar 2025

Bistum Trier: Bischof Ackermann betont, dass die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Kleriker die katholische Kirche auch weiterhin beschäftigen wird

Trier (dpa/lrs) - Die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Kleriker wird die katholische Kirche auch künftig weiter beschäftigen. „Es gibt da keinen Schlussstrich“, sagte der Trierer Bischof Stephan Ackermann der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wollen ja, dass die Aufarbeitung eine nachhaltige Wirkung hat.“

Da sei einmal die Erinnerungskultur: Diese solle so gepflegt werden, „dass man die Thematik präsent hält“. Auch mit Blick auf die Prävention dürfe das Thema nicht verschwinden, sagte der Bischof. „Präventionsmaßnahmen hängen an den Aufarbeitungsprozessen, das heißt am Zeugnis von Betroffenen darüber, was sie erlitten haben.“ 

Derzeit stellten sich alle 27 Bistümer einer unabhängigen Aufarbeitung durch eingerichtete Kommissionen. „Die Prozesse sind in vollem Gange“, sagte Ackermann. Nach einer ersten Zwischenauswertung aus den Bistümern sollten die jeweiligen Ergebnisse künftig stärker standardisiert werden, um sie besser auswerten zu können.

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier ist seit Juni 2021 im Amt, ihr gehören Betroffene und Fachleute an. Insgesamt soll die Aufarbeitung sechs Jahre dauern. Die Kommission gibt jährliche Tätigkeitsberichte heraus und stellt von ihr initiierte historische Studien zu den Amtszeiten der Trierer Bischöfe vor. 

Stand Ende Juli wurden für den Zeitraum von 1946 bis 2021 bislang insgesamt Taten mit 711 Opfern und 234 Beschuldigten registriert. (dpa)


Anmerkung ca: 

Die "Erinnerungkultur sollte gepflegt werden, dass man die Thematik des sexuellen Missbrauchs präsent hält?" -  Ich wüsste tatsächlich nicht, dass derzeit eine reelle Gefahr bestehen würde, die Thematik zu vergessen. Resignieren, Wegschauen, Nichtwahrhaben-Wollen bedeutet nicht, dass etwas "in Vergessenheit gerät".  Zudem werden die Opfer nie vergessen. Und falls die Thematik, oder sollte man nicht besser sagen, "Problematik" tatsächlich in Vergessenheit geraten sollten, werden wir Betroffene es sein, die daran erinnern werden.  

Nicht minder verwirrend ist zudem die Aussage, dass "die Präventionsmaßnahmen an den Aufarbeitungsprozessen hängen". Ja, das sagten wir Betroffene schon 2010, dass Prävention nur dann erfolgen kann, wenn in die Vergangenheit geschaut und reflektiert wird und die Gefahren beseitigt werden können.  Allerdings war uns damals nicht so bewusst wie heute, dass das Ganze System hat und die "Gefahren" weiterhin  bei den Verantwortlichen und im "System Kirche" lauern. Es nutzt keine Prävention, wenn die Vertuschung der Verantwortlichen so weitergeht, wie sie die letzten Jahre nachgewiesen werden . Die Begrifflichkeit "Prävention" wurde bereits als "Meilenstein" bezeichnet und taucht immer wieder genau in den Momenten auf, in dem ein Vorwand gesucht wird, dass die Kirche doch bemüht ist. Ja, die Prävention kann nichts schaden, aber wie wirkungsvoll ist sie tatsächlich, wenn z.B. Schulungen nachweislich nicht von allen Priestern besucht werden.  Wenn weiter das Beichtgeheimnis über dem deutschen Strafrecht steht? Was nutzte den die Prävention in den vergangenen Jahren, wenn die Fakten belegen, dass es nicht an mangelnder Prävention lag, sondern an den Bischöfen, Generalvikaren, Personalverantwortlichen etc., die die Taten vertuscht und die Täter versetzt haben? Und nein, die Verantwortlichen sind nicht nur unter den Alt-Bischöfen zu suchen, sondern finden sich auch unter Marx, Ackermann und Bätzing.

Die offiziellen Zahlen, also das Hellfeld,  die heute per dpa-Meldung erschien, sind übrigens seit Monaten bekannt. 

Man frage sich tatsächlich, welche Motivation sich hinter einer solchen Meldung verbirgt - wenn nicht die, dass man beruhigen möchte, weil es wieder neue negativ-Schlagzeilen gibt. Dieses Muster ist übrigens seit Jahren im Bistum Trier nachweisbar.