Die Bistümer in Trier und Eichstätt und das Erzbistum Bamberg fordern mögliche Betroffene auf, sich zu melden:
Statt sexuellen Missbrauch durch katholische Priester aufzuklären, half die Katholische Kirche den Tätern, sich nach Südamerika abzusetzen - bis die Tat verjährt war. Kein Einzelfall, wie ARD-Recherchen zeigen.
Die Verschickung ins Ausland waren keine Einzelfälle: Mehrere Fälle sind nach Angaben der dortigen Pressestelle auch aus dem Bistum Trier bekannt.
Darunter ein Priester, gegen den es im Vorfeld eines Auslandsaufenthaltes in Deutschland ein Strafverfahren wegen sexuellem Missbrauch gegeben hatte. Er wurde noch Ende der 1990er-Jahre in Osteuropa eingesetzt.*
Ein zweiter Priester arbeitete ab 1966 als Pfarrer in Südamerika, obwohl es auch in diesem Fall bereits in den 1960er-Jahren "deutliche Hinweise auf mögliche Missbrauchsfälle" in Deutschland gegeben habe, erklärt die Pressestelle des Bistums Trier auf Anfrage. **
Die Aufarbeitungsexpertin und Juristin Bettina Janssen stieß auf vergleichbare Fälle. Sie untersuchte Akten im Auftrag der katholischen Kirche - unter anderem für die Deutsche Bischofskonferenz. Ihr Fazit: "Man hat verschiedenste Möglichkeiten gefunden, um einen Priester verdeckt zu halten und die Verbindung zum Bistum zu verschleiern, zu vertuschen und um ihm finanzielle Hilfe zukommen zu lassen." Janssen stieß auf falsche Namen, Konten von Mittelsmännern und verdeckte Finanzströme. Die Opfer hätten dabei keine Rolle gespielt. Die Juristin und Mediatorin aus Köln spricht von "einer Form der Strafvereitelung". (tagesschau.de) (br.de)
Die verantwortlichen Bischöfe im Bistum Trier bei den o.a. beiden Verschickungen ins Ausland: U.a. Marx und Ackermann. (Anmerk. ca)
* Der Priester wurde nach seiner Verurteilung in Saarbrücken wegen dutzendfachen Missbrauchs von acht Opfern 1994 in die Ukraine versetzt. Das Bistum Trier holte ihn 1998 zurück. Offiziell ging er 1999 in Ruhestand, aber Ackermann beließ ihn als Hausgeistlichen eines Krankenhauses und eines Altenheims bis 2012. Das Bistum Trier schreibt, dass die damals Verantwortlichen diesen Einsatz fern von Kindern und Jugendlichen für vertretbar gehalten hätten, es allerdings versäumt worden sei, die für ihn zuständigen Stellen angemessen über seine Vorgeschichte zu informieren. Auf eine Rückfrage, ob in einem Krankenhaus ein Einsatz fern von Kindern tatsächlich gewährleistet sei, antwortet das Bistum nicht. 2012 zeigte sich der Priester selbst an: Er habe in seiner Zeit in der Ukraine zwei weitere Jungen missbraucht... Verantwortliche Trierer Bischöfe: Spital, Marx und Ackermann. (spiegel.de) (sueddeutsche.de) (domradio.de)
** Auch in der Causa Klaus Weber werden folgenschwere Fehler des Bistums Trier bekannt: Das Kirchliches Voruntersuchungsverfahren hätte bereits 2002 eingeleitet werden müssen. Durch das Wegschauen der Verantwortlichen, konnte Weber dadurch über ein Jahrzehnt weiter in Deutschland und Bolivien Kinder und Jugendliche missbrauchen. Die verantwortlichen Bischöfe in Trier: Josef Spital, Reinhard Marx, Stephan Ackermann.
Was auffällt: Es gibt bisher noch keinen offiziellen Aufruf auf der Seite des Bistums zum Fall des erstgenannten Trierer Bistumspriesters, so dass sich Betroffene überhaupt angesprochen fühlen könnten. Im Fall Claus Weber veröffentlichte das Bistum Trier Juni 2023 einen solchen Aufruf. (ca)
Und - wie immer- erfolgt bei solchen Pressemeldungen auch eine lapidare Meldung aus dem Bistum Trier: In der heutigen dpa-Meldung aus dem Bistum Trier heißt es, dass die Missbrauchs-Aufarbeitung in der Kirche weiter gehe: Zum einen wegen der "Erinnerungskultur", zum anderen weil die Präventionsmaßnahmen an den Aufarbeitungsprozessen "hängen". (sr.de)